Grau senkt sich herab, lässt den heißen Tag immer dunkler werden. Elektrisches Licht erleuchtet allmählich die Fenster in den Häusern. Geduldig still wartet alles auf das Ende der Schwüle, das nun kurz bevorsteht.
Schon hat der böige Wind sich beruhigt, und fast scheint es, als erstarre die Natur. Bäume stehen regungslos, kein Zweig und kein Blatt, das sich bewegt im strömenden Regen: Ein dichtes Heer von weißen Bindfäden, das vor dem dunklen Grün des Laubes auf die Erde fällt.
Fernes Grollen, das näher kommt, erinnert an Flugzeuge, die die Schallmauer durchbrechen. Manchmal wird das Grollen dumpfer, tiefer, lauter. Dann klingt es noch bedrohlicher. Ein Blitz leuchtet auf. Das ist Spannung, die dem Höhepunkt zusteuert.
Vögel beginnen zu zwitschern, in diesem Moment, als freuen sie sich auf die nahende Abkühlung. Und tatsächlich: Ein erster, angenehm kühler Windzug weht.
Autos fahren lauter, rollen mit ihren Gummireifen über klatschnassen Asphalt, spritzen noch weit hörbar.
Je greller es blitzt, je öfter der Donner kracht, desto kühler und angenehmer wird es. Auch der Regen trommelt immer lauter und schneller – bis das Geräusch unzähliger Wassertropfen, die überall aufprallen, zu einem gleichmäßigen Prasseln verschmilzt.
Die Häuserfassaden haben schon begonnen, das Dunkel des Himmels wie Löschpapier aufzusaugen. Der Tag ist noch nicht zu Ende.
© 2012 Anita Hasel